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Ich war siebzehn, als ich mich in Michèle verliebte, die aus der Großstadt kam. Sie hatte braunes Haar und Locken. Sie lachte zu laut. Sie hatte kleine Brüste und man hörte, dass sie in München aufgewachsen war. Beim Frühstück bei einer gemeinsamen Freundin sah ich sie zum ersten Mal. Wir sprachen miteinander, über die Freiheit des menschlichen Willens, daran erinnere ich mich, wir waren siebzehn. Ein Sommertag in den Ferien, wir fuhren mit dem Rad über die Dörfer. Abends, als wir uns trennten, küssten wir uns. Es blieb der einzige Kuss, wir haben nie miteinander geschlafen. Eine Woche später fuhr sie zu ihrer Mutter, die sie hasste, und kehrte nicht zurück. Am Telefon erreichte ich niemanden. Warte ein bisschen, sagte Katrin, unsere gemeinsame Freundin. Ich wartete, während die Welt unterging. Tagelang war ich zu Fuß unterwegs, ohne einen vernünftigen Gedanken zu fassen, dann fuhr ich nach München. Das Hotel, in dem ich übernachtete, konnte ich mir nicht leisten. Ihre Mutter schlug mir die Tür ins Gesicht. Nach Tagen erfuhr ich, dass sie in Haar war, in einer psychiatrischen Anstalt. Ich durfte sie nicht besuchen und fuhr zurück in meine Stadt. Wochenlang habe ich versucht, sie zu erreichen, am Telefon. Als es mir gelang, sagte sie, sie werde nicht mehr zurückkommen in die Stadt, in der ich lebte. Sie wolle nochmal von vorne anfangen. Sie wolle nicht, dass ich sie besuche. Fünfzehn Jahre später sind wir uns auf einer wissenschaftlichen Konferenz über den Weg gelaufen. Sie hat mir ihren Mann vorgestellt. Sie hielt einen Vortrag über Stifters Witiko. Er war nicht sehr gut.
minirich meinte am 9. Jul, 11:37:
so daraus können wir schließen das du
mindestens 32 bist.
und 15 jahre und ich vermute noch immer auf die liebe warten, das ist wares verliebt sein. 
 

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